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Schottland - never ending beauty

Autorenbild: siglu - explore the worldsiglu - explore the world

Loch Lomond and the Trossachs Nationalpark


Noch immer zutiefst beeindruckt vom Cairngorms Nationalpark, soll es sogleich in den nächsten Nationalpark gehen: Loch Lomond and the Trossachs. Der Loch Lomond ist der Fläche nach der grösste See in Grossbritanniens, an seinem östlichen Ufer ragt der Ben Lomond mit einer Höhe von 974m empor. Dieser ist der südlichste und einer der meist bestiegenen Munros von Schottland. Und da uns ein Herbsttag wie im Bilderbuch erwartet - ja, auch das gibt es in Schottland - bedeutet dies natürlich perfektes Wanderwetter für den Ben Lomond. So baggen wir nun nach dem nördlichsten Munro Ben Hope auch den südlichsten, und zwar für einmal mit vielen anderen Wanderern, aber darauf waren wir vorbereitet: die Herbstferien der Briten und die Nähe zu Glasgow lassen grüssen. Der Rundumblick auf dem Gipfel in die Trossachs und Arrochar Alps sowie auf die bonnie bonnie banks of Loch Lomond (na, wer kennt diesen Ohrwurm?) sind dennoch unbezahlbar. Ein weiteres, zwar unerwartetes, aber dennoch hoch verdientes Highlight fast am Ende der Rundwanderung ist der schnuckelige Cakestand beim Ben Lomond Cottage - what a day!


Einen weiteren Tag verbringen wir in den Trossachs. Nur schon die Passfahrt bis zum Wanderparkplatz durch den herbstlichen Trossach Forest ist eine Augenweide. Die dichten, ursprünglichen Wälder mit dem Loch Katrine und vielen kleinen Seen bieten nebst einer kurzen steilen Wanderung auf den Ben A’an ein paar tolle Fotospots für unser Fotoprojekt namens ‘Schottisches Haus im Herbstwald’.


Glencoe


Die Weiterreise führt uns durch ein imposantes Tal in den schottischen Highlands, das Glencoe - für viele die Pforte der wirklichen Highlands. Es liegt zwischen steilen, zackigen und rauen Bergrücken und wird vom River Coe durchflossen, in den viele kleine Bäche münden, die in wilden Wasserfällen von den Bergen herabkommen - eine wirklich spektakuläre und äusserst fotogene Route. Wir wandern ins berüchtigte Lost Valley, wobei es sich eher um eine Kraxelei handelt als um einen vermeintlich gemütlichen Spaziergang. Das Lost Valley, auch Hidden Valley genannt, ist vom Glencoe aus effektiv nicht zu erkennen. Einmal dort hinten oben angekommen, fühlt man sich schlagartig wie in einer anderen Welt, 'otherworldly' ist wohl der richtige Begriff: abgeschieden, total ruhig, mystisch. Das typische Herbst- und Nebelwetter sowie die tragische und grausame Geschichte tragen zur Dramatik bei: Die wenigen Überlebenden des Massakers von Glencoe am MacConald-Clan Ende des 17. Jahrhunderts haben sich hier vor den Campbells versteckt. Irgendwie fühlt man das so richtig, wenn man da oben steht - nicht verwunderlich, wird das Tal seither auch ‘Tal der Tränen’ genannt.


Noch einmal im T-Shirt wandern - Sonne und 16 Grad machen es möglich. Es geht auf den markanten Hausberg Pap of Glencoe, von wo wir einen tollen Rundumblick auf den Loch Leven, die Glencoe Highlands und viele Hirsche geniessen. Es ist fast windstill, ganz ungewohnt können wir ein bisschen auf dem Gipfel verweilen. Langsam aber sicher mausert sich das Glencoe zu einem unserer absoluten Lieblingsorte. Nicht ganz unschuldig daran ist auch der Roadtrip bis zuhinterst ins lange Seitental Glen Etive, alles über eine sehr enge Single Track Road, aber die Mühen lohnen sich allemal. Einmal mehr ein Foto- und Drohnenspot nach dem anderen. Wir können kaum glauben, dass eine Landschaft so surreal schön sein kann. Kein Wunder, wurden hier mehrere bekannte Filme wie Braveheart, James Bond oder Harry Potter gedreht.


Ganz in der Nähe des Glencoe liegt das Glen Nevis. Dieses Tal bildet den Ausgangspunkt für die Besteigung des berühmten Ben Nevis, der höchste Schotte mit einer Höhe von 1345m. Aber nein, es soll uns nicht vergönnt sein, es ist wahrlich kein Munrowetter. So viel sei schon mal vorweg genommen, es wird unsere einzige Pendenz bleiben, die wir aufgrund des Wetters nicht in die Tat umsetzen können.


Also sind Alternativen gefragt. Wir geben zu, wir sind nun echt ratlos, wohin unsere Reise weitergehen soll, hatten wir in den Highlands noch etwas mehr Zeit eingeplant. Letztendlich bleiben wir unserer altbewährten Devise treu: Immer dem guten (oder zumindest besseren) Wetter nach. So geht es nochmals etwas nordwärts, noch reicht die Zeit dazu. Hallo Loch Ness! Das bekannte Urquhart Castle können wir dank der nahen Lage unseres Campings gegen den Abend besuchen, als alle anderen Besucher bereits weg sind. Wir hatten gehofft, bei etwas mehr Ruhe wird sich Nessie uns zeigen, aber da war die Hoffnung wohl vergebens…

Einen besonderen Wunsch möchten wir uns in Schottland nicht nehmen lassen, nämlich eine Übernachtung in einem richtigen schottischen Schloss, inklusive Geistern. So nächtigen wir im Tulloch Castle, welches sehr beeindruckend ist, von aussen wie auch von innen, und mit einer langen, legendären Geschichte. Wir fühlen uns wahrlich als Laird und Lady für eine Nacht. Dem ominösen Hausgeist, der Green Lady, begegnen wir zwar nicht, obwohl wir uns ziemlich sicher sind, dass Rocky hier eine andere Meinung haben könnte…


Edinburgh


Was uns bisher auf unserer Reise noch fehlte, soll nun in die Tat umgesetzt werden. Ein richtiger Citytrip, und zwar in Edinburgh. Die Hauptstadt Schottlands und zweitgrösste Stadt des Landes hat unendlich viel an Geschichte und fantastischen Sehenswürdigkeiten zu bieten. So lassen wir uns bereits frühmorgens vom Camping Shuttle direkt in der Old Town absetzen und können gar nicht anders, also sogleich das hoch über der Stadt thronende Castle von allen Seiten zu bestaunen. Wir begeben uns zu verschiedenen Fotospots, schlendern durch die Victoria Street mit ihren bunten Fassaden, weiter durch die kopfsteingepflasterte Royal Mile mit all ihren Closes entlang bis zum Holyrood Palace, der offiziellen Residenz des Königshauses, spazieren durch die Princess Street ins Dean Village, käfelen im Starbucks und entdecken zum Abschluss die malerische Circus Lane. Der Tag vergeht wie im Fluge, die Stadt zieht uns sofort in ihren Bann, so altehrwürdig, so majestätisch. Und Rocky? Der läuft mit uns im Menschengetümmel mit, als hätte er nie etwas anderes gemacht - best doggie. Einmal mehr sei hier die (Hunde-)Freundlichkeit der Briten erwähnt. Rocky wird alle paar Minuten angelächelt, angesprochen und geknuddelt, ja wildfremde Menschen entschuldigen sich gar dafür, dass sie kein Leckerli für ihn dabei haben. Eine tolle Stadt, ein toller Tag, happy all of us!


Galloway Forest Park


Nun doch schon ein gutes Stück südlicher angelangt, steuern wir den Galloway Forest Park unterhalb von Glasgow an. Dieser Park wirbt damit, die ‘Highlands der Lowlands’ zu sein. Das müssen wir natürlich überprüfen, vermissen wir die Highlands doch bereits jetzt. Der Walk um den ‘hidden gem’ Loch Troll fühlt sich zugegebenermassen tatsächlich ein kleines bisschen wie in den Highlands an, nicht zu viel versprochen. Langsam aber sicher - heute ist der 1. November - scheint nun der goldene Herbst vorbei zu sein. Das Farn wechselt von gelb zu braun, die Bäume haben nur noch wenig Laub. Zeit, weiter Richtung Süden zu reisen. Zuvor werden wir aber mit einem weiteren traumhaften Tag verwöhnt und können so ‘The Merrick’ erwandern, den höchsten Berg in Südschottland. Wir finden: ein würdiger Abschluss in Schottland, tschüss du wunderschönes Land!


Eintauchen in Rosamunde Pilcher Landschaften in Cornwall und Devon


Nach drei gemütlichen Fahrtagen erreichen wir den Südwesten Englands. Hier scheint der Herbst tatsächlich noch etwas intakter zu sein. Die Grafschaften Cornwall und Devon sind an drei Seiten von Wasser umgeben, das Klima ist gemässigt, und speziell im Winter sehr mild. Besonders der Verfilmung von Rosamunde Pilcher Romanen ist es zu verdanken, dass vor allem Cornwall sehr bekannt geworden ist. Auch wir haben uns natürlich von diesen schönen Aufnahmen in den Bann ziehen lassen, und möchten nun die unberührten Landschaften, die rauen Steilküsten und die kilometerlangen feinen Sandstrände mit eigenen Augen sehen.


Zuerst geht’s ins Valley of Rocks, ein kleines Tal parallel verlaufend zur Küste, getrennt durch bizarre Felsformationen. Die Region scheint doch einiges hügeliger und wilder zu sein, als wir erwartet haben. Was aber exakt unseren Vorstellungen entspricht, sind die vielen kleinen hübschen Dörfchen hier im Südwesten. Wir starten wahrlich einen Besichtigungs Marathon und sind jedes Mal aufs Neue entzückt. Postkartenmotive am Laufmeter. Unsere Top Three möchten wir euch nicht vorenthalten. Wir besuchen das winzige, versteckt in einer Bucht liegende Fischerdörfchen Clovelly. Da dieses in Privatbesitz ist, bezahlen wir für die Besichtigung Eintritt. Aber es lohnt sich. Die grob gepflasterten Wege und weiss getünchten Häuser haben einen total speziellen Charme. Die Gässchen sind so eng und steil, dass es autofrei ist. Aber wohl in der Hauptsaison nicht touristenfrei, denn der Parkplatz ist ironischerweise einiges grösser als das Dörfchen selbst. Auch das Fischerdörfchen Brixham mit seinen bunten, in den Hang gebauten Häuschen und kleinen Fischerbooten bildet eine schicke Kulisse am Wasser.


Weiter schlendern wir durch das hübsche Küstenstädtchen Padstow, das von vielen kleinen Restaurants, Bars, Bäckerei und Shops lebt. Die Leute sitzen draussen an der Sonne auf den zahlreichen Parkbänken, wir tun es ihnen gleich und schlemmen leckere Cornish Pasties und Cornish Puddings - ja, die Originale gibt es nur in Cornwall. Ferienfeeling pur. An dieser Stelle möchten wir unbedingt auch noch unser britisches Lieblingsdessert erwähnt haben: Sticky Toffee Pudding. Keineswegs ein Pudding, wie wir ihn hierzulande kennen, sondern ein warmer, feuchter Biskuitkuchen, hergestellt aus fein gehackten Datteln, überzogen mit heisser Toffee Sauce. Nur schon der Gedanke daran lässt uns das Wasser im Munde zusammenlaufen…


Nebst all diesen Dörfchen haben Cornwall und Devon auch unglaublich viel an Natur zu bieten. Besonders beeindruckend sind die Bedruthan Steps, eine bizarre Küstenformation mit freistehenden Felsen. Nahezu die gesamte Küste ist mit dem Coast Path erschlossen, auf dem sich wunderbar wandern lässt, oftmals auf der Anhöhe, verbunden mit kleinen Abstechern in pittoreske Buchten oder kleinen Örtchen. Nachdem wir ja ganz im Nordosten Land’s End in John O’Groats bereits besucht haben, ist der nächste Stopp fast Pflichtprogramm: Land’s End im Südwesten. Same same, auch hier ist alles first & last. Wir wandern auf dem Coast Path bis zur versteckt gelegenen Nanjizal Cove, welche uns mit ihrem wilden und einsamen Dasein und dem türkisen Wasser sofort in ihren Bann zieht. Auch am südlichsten Punkt Englands, dem Lizard Point, begeben wir uns ein weiteres Mal auf den Coast Path bis zur Kynance Cove. Welche Bilderbuch-Bucht, inklusive Bilderbuchwetter, wir fühlen uns wahrhaftig in eine Rosamunde Pilcher-Filmkulisse versetzt. Doch der krönende Abschluss unseres Cornwall-Aufenthalts soll erst noch folgen. Retour beim Parkplatz entdecken wir das kleine schnuckelige Polpeor Cafe mit einer super schönen Terrasse und atemberaubendem Ausblick. Es ist noch genau ein 2er-Tischchen mit Meerblick frei, wie für uns bestellt. So geniessen wir ein letztes leckeres Cornish Cream Tea und unterhalten uns ein weiteres Mal über die grosse Streitfrage: jam first, oder cream first? Sorry Cornwall, wir sind Team Devon: cream first.


Am Rande sei noch erwähnt, dass hier unten die Strassen übrigens keineswegs breiter sind als in Schottland, eher im Gegenteil. Dies wollen wir aber nicht weiter kommentieren, wir haben’s ja schliesslich geschafft.


Back home


Nach diesen erlebnisreichen Tagen steht nun Mitte November gefühlt plötzlich der Abschied von der Insel an. Wir verlassen diese mit einem weinenden und mit einem lachenden Auge. Ja, nach ein paar Tagen der Eingewöhnung haben wir Grossbritannien so richtig in unser Herz geschlossen, es nicht nur schätzen, sondern auch lieben gelernt. Wir haben uns hier so wohl gefühlt, sind einfach nur beeindruckt von den atemberaubenden Naturschönheiten und der Freundlichkeit der Menschen, allen Wetter Widrigkeiten zum Trotz. Wir sind einfach nur unendlich dankbar für die unglaublich vielen Erlebnisse während dieser fünf Monate und auch dafür, dass wir diese gesund und munter erleben durften. We’re back home, nach 146 Tagen und 17’881 km.




2 commentaires


beasigrist
29 mars 2023

Just beautiful - pictures and travel report 😍!

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Magy Garbin
Magy Garbin
27 mars 2023

Wunderschöne, abenteuerliche Gegend! ❤️

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© 2020 by sandra sigrist & roger lustenberger - siglu.ch

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