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august 2013

norwegen - hardangervidda

trekking

Oslo, wir sind angekommen

31. Juli 2013

Noch vor dem Mittag landen wir in Oslo – ausgerüstet mit einem ganzen Papiersack voller Swiss-Chocolates, den uns die nette Flight-Attendant für unser ‚sportliches Abenteuer‘ in die Hand gedrückt hat. Wenn das kein guter Start ist! Sightseeing steht heute nicht unbedingt auf dem Programm, eher wollen wir den Tag für den Einkauf der letzten Ausrüstungsgegenstände nutzen. Da aber alle Sport- und Outdoorläden hier ein sensationelles Sortiment bieten, ist dies schnell erledigt. So finden wir doch noch etwas Zeit, uns Oslo ein wenig anzuschauen. Vor allem aber geniessen wir die warme Sonne bei Bier und Milchshake auf der Aker Brygge.

Unsere Tour startet

1. August 2013

Quer durch die Hardangervidda – heute starten wir unser Trekking-Abenteuer in der grössten Hochebene Europas. Die 8000 Quadratkilometer grosse Hardangervidda liegt rund 250 km westlich von Oslo. Mit der Bergenbahn gelangen wir gegen den Mittag nach Ustaoset, wo unsere Tour startet – ausgerüstet mit je 20 resp. 25 Kilo Gepäck. Alles ist mit dabei: Zelt, Schlafsack, Kleidung für alle Wetterlagen, Essen für acht Tage. Entlang den Schienen geht’s Richtung Süden, schon bald steigt der Weg stetig an, hoch auf das riesige Felsplateau mit seinen unzähligen Seen, Flüssen und Bächen. Bereits jetzt können wir die karge Vegetation bestens erkennen. Sanfte, krautbewachsene, grüne Hügel und bunte Moose und Flechten prägen das Bild. Vom rauen Klima hingegen ist noch nichts zu erkennen: Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. In der Ferne können wir sogar den Gletscher, den Hardanger-Jökulen bei Finse, erkennen – unser Ziel. Bei der bewirtschafteten Hütte Tuva genehmigen wir uns ein erstes Bier. Gegen den Abend finden wir rasch unseren ersten Zeltplatz direkt am See, bereiten unseren Trekkingfood zu, benutzen das Freiluft-Badezimmer – wie schön, outdoor zu sein!

Wegstrecke: ca. 12 km

Die längste Etappe

2. August 2013

Nach etwas Regen in der Nacht geht es heute durch sumpfiges Gelände Hügel hoch, Hügel runter, über Bergflanken, vorbei an Felsmassiven. Die Wege sind generell weder besonders steil noch technisch. Doch summieren sich die schweren Rucksäcke zu einer ungewohnten Belastung. Um die Mittagszeit erreichen wir Heinseter, eine weitere bewirtschaftete Hütte, wo wir uns wiederum eine Pause gönnen. Die insgesamt 22km Wegstrecke sind heute doch etwas zu viel, so dass wir abends die erstbeste Gelegenheit nutzen, unser Zelt aufzubauen. Belohnt werden wir mit einem sonnigen Abend, Roger gönnt sich gar ein Bad im eiskalten See.

 

Wegstrecke: ca. 22 km

Nordisches Wetter

3. August 2013

Heute Nacht wütete ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner. Morgens ist es jedoch trocken, gar mit einzelnen Sonnenstrahlen. Dies ändert sich jedoch kurz nach dem Aufbruch, Regenmontur ist angesagt. Oder doch nicht? Kurze Zeit später scheint wieder die Sonne. Oder etwa auch nicht? Dieses Spiel wiederholt sich über den ganzen Tag – unzählige Male wechseln wir unsere Kleidung. Unglaublich wie schnell und extrem das Wetter innert kürzester Zeit sich hier ändern kann! Das raue Klima macht sich ein erstes Mal deutlich bemerkbar. Die heutige Etappe führt uns zunächst an den grossen See Langesjöen, wo auch die bewirtschaftete Hütte Rauhelleren liegt. Dann geht der Pfad ein Stück den Midnuten hinauf, ehe wir auf gleicher Höhe bleibend über wasserdurchsetzte Ebenen bis zu unserem heutigen Zeltplatz wandern, stets mit Blick auf den glitzernden See. Doch kurz zuvor steht noch eine Premiere auf dem Programm: Schuhwechsel und Flussdurchquerung!

 

Wegstrecke: ca. 14 km

Der Regen kommt

4. August 2013

Rund zwei Stunden lang geht es zunächst auf gleichem Höhenlevel bleibend zur Hütte Stigstuv. Schon fast ‚traditionsgemäss‘ ist hier eine Kaffee- und Teepause angesagt. Der weitere Weg führt uns auf einer von einem grossen Fluss durchzogenen Ebene zu einer kleinen Siedlung. Hier ändert das Wetter schlagartig, eine schwarze Wand kommt auf uns zu, es beginnt sintflutartig zu regnen, kühlt radikal ab und windet stark. Die Humus-Deckschicht saugt sich bei anhaltendem Regen wie ein Schwamm voll und gibt diese Nässe gern wieder an unsere Wanderschuhe ab…Über einen Bergrücken gelangen wir zu unserem Zeltplatz nahe der Hütte Dyranut. Und wer hätte es gedacht: Beim Zeltaufbau erhaschen wir noch einige Sonnenstrahlen.

 

Wegstrecke: ca. 17 km

Was für schöne Orte die Welt zu bieten hat

5. August 2013

Nach einer Regennacht üben wir uns in Geduld und erwischen einen trockenen Moment für den Zeltabbau. Es hat sich gelohnt, bald klart der Himmel fast vollständig auf. In der nahen Dyranut-Hütte gibt es warmen Kaffee und Tee. Über mehrere Anhöhen geht es nun zu den Kjeldebu-Hütten. Das Panorama mit dem weiten Blick in die nördlichen Berge und bis hin zum Hardanger-Jökulen ist einzigartig und begleitet uns über lange Strecken. Die Vegetation ist zunehmend felsiger und wilder. Beim Systenvatnet, einem grossen, leuchtenden See, finden wir einen windgeschützten Zeltplatz mit Ausblick auf einen Wasserfall.

 

Wegstrecke: ~ 13 km

Regentag

6. August 2013

Rain rain rain…nun erleben wir die Premiere, im Nassen das Zelt abzubauen. Und es soll nicht besser werden. Seit 5 Uhr morgens regnet es ununterbrochen und ist total verhangen. Dennoch starten wir die heutige Etappe. Es geht stetig bergauf auf die Ebenen des Haradanger-Jökulen durch immer felsiger werdendes Terrain. Wir kämpfen mit dem aufgeweichten Boden, der uns immer wieder im Zickzack um Wasserlöcher schickt. Deswegen nehmen wir die angegebenen Stunden gut und gerne mal 1,5 oder gar mal 2. Wir sind nass von oben und nass von unten, das Wasser ist überall. Die Blicke, die wir von Gletscherzungen erhaschen, sind von kurzer Dauer – die Wolken- und Nebeldicke sitzt enorm tief. In einem seltenen trockenen Abschnitt halten wir Ausschau nach einem Zeltplatz und werden glücklicherweise bald fündig, gelegen am See Skaltjörna, unmittelbar positioniert vor der Gletscherzunge. Und schon setzt auch wieder der Regen ein.Warum nochmals verbringen wir unsere Ferien damit, bei Kälte und Regen endlose Sümpfe zu durchqueren? Die Antwort bringt die Sonne. Plötzlich ist sie wieder da und verwandelt das Grau in eine magisch leuchtende nordische Sommerlandschaft. Wolken huschen über die Fläche, ein Spiel aus Hell und Dunkel. Tümpel und Bäche glitzern plötzlich. Auch das wärmende Essen bringt Körper und Psyche wieder in Schwung.

 

Wegstrecke: ca. 12 km

Der perfekte Abschluss

7. August 2013

What a day – stahlblauer Himmel und Sonnenschein bereits am frühen Morgen, welch Wunder! Der fantastische Ausblick vom Zeltplatz aus auf den Gletscher raubt uns schlichtweg den Atem. Wir geniessen die wärmenden Sonnenstrahlen und trocknen all das am Vortag nassgewordene Equipment. Dann starten wir auf die wohl spektakulärste Etappe, das Finale nach Finse. Der Weg führt uns zunächst über viele Höhenmeter bergauf. Vorbei an Gletscherseen, zerklüfteten Felsen und grauen Geröllfeldern. Das Gelände wird zunehmend alpiner. Wir queren diverse Flüsse, Schnee- und Geröllfelder. Immer wieder öffnen sich Blicke auf die mächtigen Zungen des Gletschers, der 1862 Meter hoch aus dem grauen Fels und Geröll wächst. Die Eindrücke dieser Etappe sind einzigartig. Schon weit aus der Ferne erkennen wir das kleine Dorf Finse. Unsere letzte Nacht in der Wildnis steht bevor. Als krönender Abschluss bietet sich uns ein Zeltplatz mit direktem Blick auf den Jökulen, noch lange sitzen wir draussen und geniessen die hoch stehende Sonne. Tiefe Zufriedenheit erfüllt jeden von uns!

 

Wegstrecke: ca. 14 km

Am Ziel: Finse

8. August 2013

Ein letztes Frühstück draussen, ein letzter Besuch im Outdoor-Badezimmer, ein letztes Mal das Zelt abbauen. Dann geht es in einer knappen Stunde nach Finse, von wo aus wir mit der Bergenbahn wieder zurück nach Oslo gelangen. Davor gibt’s noch einen Webcam-Gruss nach Hause. Auf der 5-stündigen Zugfahrt realisieren wir zwar noch nicht, was wir in den letzten Tagen geleistet haben, aber plötzlich treten wieder Gefühle auf, die während der letzten Woche wie ausgeblendet waren: Müdigkeit und Hunger. So gönnen wir uns dann in Oslo auch ein feines, üppiges Znacht und ein warmes Hotelbett.

 

Wegstrecke: ca. 3 km

Zurück in der Zivilisation

9. August 2013

Ausschlafen und Frühstücksbuffet – welch schöner Start in diesen sonnigen Tag. Anschliessend statten wir dem Holmenkollen, der neuen Skisprungschanze Oslos, einen Besuch ab. Von der Plattform auf dem Jumping Tower hat man eine traumhaft schöne Aussicht über ganz Oslo und die umliegenden Wälder. Zurück in der Stadt ist etwas Shopping angesagt, und ein gemütliches Ausklingen unserer Reise auf der Aker Brygge.

Unser Fazit ist eindeutig: Diese Trekkingtour war eine unglaublich faszinierende Begegnung mit der Weite und Stille des Fjells, mit der einsamen faszinierenden arktischen Landschaft des Nordens!

 

Totale Wegstrecke: ca. 105 km und 3000 Höhenmeter

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