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Schottland - wenn sich die Landschaften an Schönheit überbieten

World-famous Isle of Skye


Die schönste und abwechslungsreichste Landschaft Schottlands soll sich auf Isle of Skye befinden. Zumindest wenn man all den Reisemagazinen und Hollywood-Produktionen Glauben schenkt. Wir wollen dies natürlich mit eigenen Augen überprüfen. So kommt schon bald der vermeintlich grosse Moment, wir wagen es über die Brücke auf die Inneren Hebriden, auf die Isle of Skye. Wir sind etwas skeptisch, ist der Skye-Hype doch sehr gross. Nicht der Landschaft wegen, vielmehr gehen unsere Befürchtungen in Richtung Massentourismus, welchen wir ja bekanntlicherweise nicht so mögen. Als Erstes steuern wir die Fairy Pools im Süden der Insel an, eine Reihe von natürlichen Wasserbecken, verbunden durch viele kleine und grössere Kaskaden, und dies alles vor der imposanten Kulisse der Bergkette der Black Cuillins. Hier staunen wir ein erstes Mal ab dem typischen Touristenphänomen: Der Trail geht gut 3 km und 300 Höhenmeter bis zu den obersten Pools. Nach den ersten Pools und etwa 1 km kehren sage und schreibe 90% (!) der Besucher um. Zuoberst, bei den ‘wahren’ und vor allem spektakulärsten Pools, sind wir schlussendlich alleine und Roger kann in aller Ruhe seine Fotos schiessen. Gut für uns! Die in mystischen Nebel gehüllte bizarre Gebirgskette ist wahrhaftig beeindruckend, landschaftlich ein wirkliches Highlight, da sind wir uns einig. Dies lässt uns den ersten Touristenschock glücklicherweise schnell vergessen, und als wir feststellen, dass auf dem grossen Campingplatz in Glenbrittle, der für rund 120 Wohnmobile angelegt ist, nur etwa 20 belegt sind, sind wir milde zuversichtlich für die nächsten Tage.


Bevor wir uns den nächsten landschaftlichen Höhepunkten widmen, steht ein Besuch in der berühmten Talisker Distillery auf dem Programm. Auch die Besichtigung der Hauptstadt von Skye, oder wohl eher des Hauptstädtchens, Portree, darf nicht fehlen. Die geschützte Hafenzeile ist gespickt mit hübschen, bunt bemalten Häuschen und vielen typischen Touristenshops.


Auch auf Skye soll es wettermässig nicht anders sein, als wir uns das von den letzten Tagen vom Westen Schottlands gewohnt sind. Es schüttet die ganze Nacht durchgehend wie aus Kübeln bis morgens um 8 Uhr, und eine Stunde später herrscht strahlender Sonnenschein, der uns heute auch erhalten bleiben wird. Immer wieder sind wir auf’s Neue fasziniert von diesen schnellen Wetterwechseln. So wagen wir es zu einem nächsten Touri-Hotspot und begeben uns auf einer engen, kurvigen Strasse nach Quiraing, einem grün überzogenen Felskamm mit aussergewöhnlichen und fast unwirklich erscheinenden Formationen. Wir begeben uns auf den Quiraing Walk. Der Weg ist bedeutend schmaler und anspruchsvoller als gestern, die Trittsicherheit wird durch sumpfiges Gras, Schlamm und Wasser immer wieder auf die Probe gestellt. Eine wirkliche Herausforderung, wenn man (wie 90% der Besucher) nicht das richtige Schuhwerk und ein kleines bisschen Kondition und Erfahrung aufweist. Nicht nur für die Betroffenen, auch für uns, die teilweise in der Schlange anstehen müssen, um eine Passage zu überwinden. Die raue Schönheit der Landschaft ist aber wirklich ausserordentlich bezaubernd und bizarr, keine Frage, manchmal fast anmutend wie in einem verwunschenen Märchen! Wir erwischen auch wunderbares Licht. Aber die Leute sind uns leider einfach wirklich zu viel, man will sich nicht vorstellen, wie das in der Hauptsaison zu und her geht. So beschliessen wir kurzerhand, die weiteren Hotspots der Insel wie das Fairy Glen, das Neist Point Lighthouse und The Old Man of Storr (das Vorbeifahren am propenvollen Parkplatz genügt) hinter uns zu lassen, respektive Letzteren aus der Ferne zu geniessen. Mut zur Lücke. Ja ganz ehrlich, wir sind etwas enttäuscht von Skye. Zu viel Hype - Social Media und Hollywood lassen grüssen -, zu wenig Einsamkeit und Ruhe, um die Natur auch wirklich geniessen und darin eintauchen zu können. Die Landschaft ist absolut spektakulär, zweifelsohne, aber durch den Touristenrummel verliert sie leider für uns etwas von ihrem Zauber und Glanz. So kommt es, dass wir Skye nach drei Tagen verlassen werden…


Mit der Fähre auf die Äussere Hebriden


Gesagt, getan. Und schon sind wir auf der Fähre Richtung Äussere Hebriden. Die rund 200 km lange Inselkette befindet sich an der Westküste Schottlands. Die Insel Lewis and Harris bildet dabei die grösste der Inseln, lediglich unwegsames Gebirgsgelände trennt die beiden Halbinseln voneinander. Ja, es mag durchaus wie eine Flucht anmuten. War es ja auch. Zum Einen jedenfalls, vor den vielen Touristen. Zum Anderen aber waren auf die nächsten Tage derart starke Winde vorhergesagt, dass die Fährgesellschaft bereits in Aussicht stellte, die Mehrheit der Fährverbindungen zu canceln. Dies war dann letztendlich auch ausschlaggebend für unsere doch etwas schnelle Abreise, wir erwischen die letzte Fähre.


Kaum auf Harris angekommen, steuern wir sogleich den wunderschönen weissen award-winning Sandstrand mit türkis Wasser, den Luskentyre Beach, an. Haben wir übrigens bereits erwähnt, dass die Briten unglaublich Fan von award-winning-Dingen sind? Award-winning Fish’n’Chips, award-winning Cider, award-winning Whisky - es gibt nichts was nicht award-winning sein könnte. Jedenfalls aber ist der Wow-Effekt sofort da, andere Touristen hingegen nicht, so bleiben wir gleich an Ort und Stelle und richten uns für die Nacht ein, inklusive kleinem Privatstrand. Nicht zu unrecht werden die Äusseren Hebriden immer wieder als die ‘Malediven Schottlands’ bezeichnet. Auch uns verzaubert dieses Inselparadies mit seinen weissen Sandstränden und den wilden Atlantikwellen, in Kombination mit ganz viel Natur, Weite und Ruhe, ungemein. Was für eine Wohltat nach den letzten doch eher hektischen Tagen. Und auch Rocky ist super happy, wieder mal so richtig am Strand herumtollen zu können. Die Campingplätze auf Lewis and Harris sind bereits alle geschlossen, die Gemeinden der Insel stellen aber netterweise viele ‘wilde’ Stellplätze bereit, die gegen eine (freiwillige) Donation von 5£ benutzt werden dürfen.


Im Sinne eines Roadtrips umrunden wir die Halbinsel South Harris. Ist die Westküste mit weissen Sandstränden verwöhnt, tauchen wir im Osten in eine völlig neue Landschaft ein, in ein Küstengebiet bestehend aus Fels, Torf und Lochs. Die gesamte Strecke ist nur eine kurvige und hügelige single track road, aber Verkehr hat es ohnehin so gut wie keinen. Auf North Harris landen wir nochmals in einer anderen Umgebung, welche stark an die Highlands erinnert. Beim North Harris Eagle Observatory spazieren wir weit ins Tal hinein und sind unglaublich fasziniert von diesem Glen. Das Licht ist wunderschön, lauthals hören wir ein weiteres Mal die Hirschen röhren, mit einem Fernglas erspähen wir eine grosse Vielzahl an verschiedenen Hängen - absolut imposant!


Die Reise führt uns weiter Richtung Norden, Richtung Lewis. Dort befinden sich die Callanish Standing Stones, mit 5000 Jahren der in Grossbritannien älteste Steinkreis, und mitunter auch einer der imposantesten. Beeindruckend, irgendwie geht diese Jahreszahl über unsere Vorstellungskraft. Eine weitere Nacht verbringen wir an der Westküste, nicht zuletzt, weil sich uns da auch eine Einkaufsmöglichkeit bietet, die wir dringend benötigen. Die Fahrt in den Westen ist unglaublich schön, und die Hirschwarntafeln versprechen nicht zu viel, wir erspähen welche direkt am Strassenrand. Auch hier finden wir einen wunderbaren ‘offiziellen’ Stellplatz, mit Blick auf den Cliff Beach. Ein Strand schöner als der andere! In der nächsten Bucht liegt der Reef Beach - Rachel und Claudio’s Geheimtipp (danke euch!!) und Lieblingsstrand. Da darf ein Besuch natürlich nicht fehlen. Und recht haben sie! Der 1.6km lange weisse und unglaublich breite Sandstrand mit kristallklarem Wasser ist einfach nur schön. Die Badechallenge verlieren wir zwar, geniessen dafür den Spaziergang umso mehr. Der weitere Norden von Lewis ist eine flache Weite mit unendlichen Heideflächen, für uns persönlich etwas zu wenig interessant, so dass wir in Stornoway die Fähre Richtung Ullapool befahren. Rechtzeitig vor einem weiteren grossen Windsturm, denn für die nächsten beiden Tage sieht es schon wieder unsicher aus mit den Verbindungen. But that’s Scotland, right?


In den Bergen des Cairngorms Nationalparks


In Ullapool angelangt, entscheiden wir uns aufgrund des stürmischen Wetters im Westen, einen Seitenwechsel in den Osten des Landes vorzunehmen, wobei auch das Fahren mit einem hohen Gefährt bei solchen Winden alles andere als angenehm ist. Ziel ist der Cairngorms Nationalpark, der grösste Nationalpark in Grossbritannien. Die kurzen Distanzen in Schottland ermöglichen uns dies glücklicherweise ohne allzu grossen Zeitaufwand. Am Vorabend noch auf den Äusseren Hebriden, etwas mehr als einen Tag später bereits im Osten des Landes - wie wir diese Flexibilität und Spontanität lieben!


Wie richtig unsere Entscheidung war, dem Westwetter zu entfliehen, zeigt sich uns bereits am nächsten Morgen. Die Sonne scheint. Munro-Wetter! Wohl eher nicht… Die Munro-Wetterseite (ja das gibt es tatsächlich, www.mwis.org.uk) sagt für 900 m.ü.M. Windgeschwindigkeiten bis zu 70 mph und windchill Temperaturen bis -15 Grad voraus. Das können wir ehrlicherweise kaum glauben, unten im Dorf ist es absolut windstill. Dennoch entscheiden wir uns vernünftigerweise für eine andere Wanderung. Als wir unterwegs immer noch keinen Wind bemerken, sind wir der Meinung, dass ein Corbett möglich sein muss, und machen uns auf den Weg. Der Wind nimmt plötzlich schlagartig zu, und oben auf 810 m.ü.M. angekommen, bläst es uns wortwörtlich fast weg. Ooookay, der Wetterbericht hatte wohl doch recht, wir möchten in diesem Moment keinen Meter höher stehen. Wie sagt man so schön: Wer nicht hören will, muss fühlen. Jaja das liebe Wetter, in Schottland definitiv bei allen das Thema Nr. 1, und wir ziehen voll mit. Wobei ja oftmals nicht das Wetter als solches das Problem ist, sondern eher die Planung, die einfach teilweise absolut unmöglich ist, selbst am gleichen Tag. Da werden die Geduldsnerven von Zeit zu Zeit doch ganz schön arg strapaziert. Aber gut Ding will Weile haben, und Eines will gesagt sein: Loszuziehen zahlt sich in den allermeisten Fällen aus. Für die Momente, wenn plötzlich der Nebel aufreisst, die Sonnenstrahlen und die atemberaubende Landschaft sich zeigen, ja genau für diese schönen Anblicke macht man das, den ganzen Wetterkapriolen zum Trotz, die ganze Warterei ist schlagartig vergessen. Unbezahlbar!


Die Cairngorms sind eine Bergkette der Grampian Mountains im Nordosten Schottlands und können durchaus als hochgebirgsähnlich bezeichnet werden. Als zentraler Ausgangsort bietet sich uns Aviemore an, wo wir uns gleich für rund eine Woche einquartieren. Hier gibt es einfach zu viel zu sehen und entdecken, und das Wetter scheint - zumindest für schottische Verhältnisse - auch weiterhin ganz gut mitzumachen. Die atemberaubende Naturkulisse der Cairngorm Mountains bedeutet für uns schottische Idylle in absoluter Einsamkeit, mit fast unbeschränkten Wandermöglichkeiten. Dass hier im Winter auch ein Skigebiet ist, vergisst man schnell, sobald man den ersten Hügel, an welchem sich die wenigen Lifte befinden, hinter sich lässt. Denn weiter ist das Gebiet nicht erschlossen, auch nicht durch Strassen. Ja, wir haben es in Braemar und Ballater zu Beginn unseres Schottland-Aufenthalts bereits gespürt, die Cairngorms haben es uns echt angetan. Abends geniessen wir es jeweils sehr, in Aviemore wieder einmal die Vorteile der Zivilisation zu nutzen. Weniger wegen den Menschen, eher wegen der Möglichkeiten, uns wieder einmal kulinarisch verwöhnen zu lassen. Sei es ein Take-Away, Pub oder Restaurant, wir schöpfen die Möglichkeiten während dieser Tage voll aus.


Bevor uns unsere Reise in andere Teile Schottlands führt, steht noch ein Besuch des längsten Tals von Schottland an, dem Glen Lyon, welches unsere Erwartungen vollkommen erfüllt: Die pittoresken, in Herbstfarben gekleideten Landschaften, die Bergketten beiderseits des Tales, die einzelnen typischen Herrschaftshäuser, die schmalen Strassen und die totale Abgeschiedenheit lassen uns einmal mehr staunen. Natürlich kombiniert mit einmaligen Wetterstimmungen. In Pitlochry legen wir unseren letzten Stopp ein, bevor wir die Cairngorms definitiv verlassen. Auf dem Ben Vrackie dürfen wir einen letzten Ausblick in diese wunderschöne Bergkette geniessen, und werden dabei mit einem sonnigen, trockenen Tag (okay, die 5 Minuten Regen auf dem Gipfel lassen wir mal weg) verwöhnt, fast als wollte man uns sagen: Kommt doch bitte bald wieder! Die Antwort dürfte klar sein, oder? Gibt es wohl in Schottland auch etwas, das nicht schön ist?!




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